Privates Protokoll von Patienten, die ich als Mitarbeiterin eines häuslichen Pflegedienstes betreute.
Herr P.91 Jahre
Dreist und frech hinterlistig, unglaublich meckrig, immer leidend, Gebiss und Brillenträger.Sehr empfindliche Haut, Blasenkatheter,sich gehen lassend, tapig, aber nur wenn er sich beobachtet fühlt. Immer Heisshunger auf Malzbier und Marmeladenweissbrote.Wenn ich komme ist die Bettdecke immer bis zur Nasenspitze hochgezogen, stellt sich erst immer schlafend. Legt Urinbeutel ins Bett, anstatt ihn am Hacken des Bettrandes hängen zu lassen. Löst ab und zu den Katheter, damit der Urin ins Bett läuft, aus lauter Bosheit. Das ist dann jedes Mal unendlich viel mühsame Mehrarbeit, da das Bett und er pitschnass sind. Heischt auf diese Art nach Zuwendung. Zehennägel sehen aus wie beim Struwelpeter, Haare am Hinterkopf verfilzt wie bei einem Baby. Er hat kaum noch Schamhaare , ist ca. 147 cm gross früher angeblich 158 cm, .War Tänzer im Rotlichtmilieu in Hamburg. Sehr ausgeprägte Hackennase, trägt auch tagsüber Schlafanzugshosen mit buntem Hemd und Strickjacke. Pflegedienst kommt 4 mal täglich.(jeweils 9o,60, 15 + 60 Min.)
90 Minuten: als erstes Heizung im Bad und Schlafzimmer aufdrehen. Frühstück machen. ER: Weissbrot Butter, die darf nie in den Kühlschrank gestellt werden, kleine Häppchen schneiden, und mit grosser Schüssel zudecken!!!! 5 Messlöffel Kaffee in Thermosflasche aufgiessen. Zucker und Kaffeesahne + Becher auf den Tisch stellen. Kaffeedose muss immer im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Herrn P. aus dem Bett heben( UFF,Stöhn!) Urinbeutel leeren. Mit Toillettenwagen vorsichtig ins Bad manöverieren. Dort sitzt er auf dem geschlossenen Clodeckel, wird ausgezogen und gewaschen, eingecremt, rasiert und mit frischen Windeln bestückt. Unterwäsche, Hemd und Strickjacke hängen auf einem Bügel im Flur. Wenn nötig, frische Schlafanzugshose, Strümpfe und Pantoffeln. Das Bad ist winzig, total überhitzt, ich muss mich tausendmal bücken, muss die Tür öffnen und meinen Po rausstrecken, damit ich ihm die Socken und Pantoffeln anziehen kann. Bin unterdessen nass geschwitzt.
Nun schiebt Herr P. den Toillettenwagen, an dem jetzt der Urinbeutel hängt ins Wohnzimmer, und setzt sich mühsam in den Sessel. Sofort stürzt er sich auf das mit einer Schüssel abgedeckte Marmeladenbrot. Wenn an derselben ein Stücken vom Brot klebt, wird er fuchsteufelswild. Er ist das Brot mit Messer und Gabel, vorher muss ihm noch sein Lätzchen mit 2 Wäscheklammern um den Hals gebunden werden. Er verschlingt das Frühstück in Rekordzeit.
Frau P. 90 Jahre, Ehefrau von Herrn P.
Wartet auch mit einer bis zu Schnapsnasenspitze hochgezogenen Bettdecke , schreit als erstes: Heizung aufdrehen, und denkt nicht daran den Gutemorgen Gruss zu erwidern. Legt grossen Wert darauf, dass das Frühstück als erstes gemacht wird. Sie möchte als erste aufstehen. Könnte das mit Sicherheit alleine, lässt sich aber wie ein Kartoffelsack bedienen. Wenn ich sie zur Mitarbeit animiere, jammert sie wie schwindelig ihr es immer sei. Sie jammert ununterbrochen, wie schlecht es ihr ginge und das das überhaupt kein Leben mehr sei. Ja früher in Hamburg, da hätten sie die Nächte zum Tag gemacht und durchgetanzt, die Männer hätten ihr zu Füssen gelegen. Sie liebte Tango und Walzer. Das war ein Leben. Jetzt würde sie kaum noch mit ihrem Mann sprechen,nicht mehr lesen und auch kein Fernsehen mehr gucken. Frau P. wird auch gewaschen, von oben bis unten . Sie legt besonderen Wert auf die gründliche Wäsche ihrer Schnecke. Ich vermute das sie das Gefummel da unten besonders schätzt. Sie lässt gerne obszöne Bemerkungen fallen, die ich einfach ignoriere. Das frühere Leben im Rotlichtmilieu schlägt halt bis in das hohe Alter durch. Dann auch Windeleinlage, Netzhose, Unterhose Strümpfe mit Gummiband, Büstenhalter , in den der Hängebusen sorgfältig reingelegt wird. Unterhemd, Pulli uns Strickjacke. Sie läuft mit einer Gehhilfe einerseits, und jede Ecke erhaschend mit der anderen freien Hand durchs Wohnzimmer, immer stöhnend wie schwindelig es ihr sei, dann lässt sie sich in die linke Ecke der Couch fallen.Auf keinen Fall in die Mitte oder rechts!Dann nimmt sie das Frühstücksbrettchen auf die Knie, und isst das von mir vorbereitete Marmeladengraubrot, auch mit Messer und Gabel. Die Rinde muss aber vorher abgeschnitten werden.Wehe man vergisst das mal. Die beiden Ps. Benehmen sich so, als hätten sie zeitlebens viel Personal gehabt. Jeden morgen liegt die Bildzeitung vor der Tür. Wenn das Pflegepersonal gegangen ist, oder sie meinem sie wären gegangen, hört man sie fluchen und schimpfen, keiner kann es ihnen recht machen. Frau P. ist geistig noch recht fit, noch viel hinterlistiger als ihr Mann. Spricht man sie direkt an, auf ihre unehrliche Art, wird es vorübergehend etwas besser. Meine Chefin meint dazu lakonisch: die bringen viel Geld, da muss man durch!
Nach gut 1 ½ Std. Zeremonie des GRAND LEVER bin ich total erschöpft.
Frau M 78 Jahre, Witwe
Wartet jeden morgen. Dass man behilflich ist beim Zubinden des Korsettes., beim Kompressionsstrümpfe und Strumpfhosen anziehen. Sie ist eine, vom Leben nicht allzu verwöhnte Frau. Den ersten Mann verlor sie während des Krieges.Ist selbst Sudetenflüchtling und hat ihren 2. Mann aus Mitleid geheiratet. Er war Kriegsversehrter mit einer Metallplatte im Kopf und hatte immer öfter Krampfanfälle.Später kam noch Diabetes hinzu. Sie ist eine hell- und dünnhäutige Person. Verlor ihr zweites Kind , als es 1 ½ jahre alt war, angeblich durch einen ärztlichen Behandlungsfehler. Das Kind erstickte in der Nacht im Krankenhaus an seinem eigenen Erbrochenen. Diesen Schock hat Frau M. bis heute nicht überwunden. Ihr zweiter Mann war 15 Jahre älter und immer krank.Er baute zwar noch ein Häuschen, das Ehepaar fühlte sich aber als Sudetenflüchtlinge nie richtig wohl hier im Westen. Frau M. geniesst es, wenn man ihr zuhört, und sie von ihrem alten Leben erzählen kann. Ihr leiblicher Sohn aus erster Ehe, Sohn ihrer grossen Liebe, wohnt in Wiesbaden, und hätte gerne, wenn sein Mutter in einem Arbeiterwohlfahrtsaltersheim in seiner Nähe wohnen würde. Ich habe ihr immer Mut gemacht, diesen Schritt zu tun, kommt sie doch nur noch sehr mühsam die Treppen in ihrem Haus hoch. Frau M leidet massiv an Osteoporose , ist nie schmerzfrei. Die Orthopäden haben sie schon aufgegeben.
Frau T. 77 Jahre, Witwe
Kleine, gediegene, früher äusserst fleissige und fite Frau. Seit 10 Jahren Unterschenkel lins amputiert. Hadert manchmal mit dem Schicksal, da sie wegen falscher ärztlicher Behandlung ihr Bein verlor. Vor 15 Jahren wurden ihr an beiden Beinen Venen gezogen. Links heilte es nicht, die Ärzte im Krankenhaus nahmen die Jnfektion aber nicht ernst. Frau T. ist ausserdem Diabetikerin, deren Wunden bekanntlich schwer heilen. 5 Jahre quälte sie sich mit Dauerinfektionen durch, bis es dann nur noch diese Lösung gab. Frau T. wird jeden morgen geholfen beim Transfer – Bett zum Toilettenstuhl dann in den Rollstuhl. Ihren Oberkörper wäscht sie selber. Unterkörper und rechtes Bein und Fuss wird vom Pflegepersonal übernommen. Sie legt grossen Wert auf Ganzkörpereincremung, Deo, Und leichte Nacken und Rückenmassage. Jeden 2. Tag Calciumnasenspray Tropfen, täglich Augentropfen. Jeden Tag wird frische Unterwäsche angezogen. Die Büstenhalter sind viel zu eng, sie will aber keine anderen.
Während sich Frau T. ihren Oberkörper wäscht, wird das Frühstück gemacht. ( für 3 Tassen Wasser 3 Messlöffel Kaffee, Quark mit Mineralwasser anrühren+ 2-3 Tr. Natren. 2 Sorten Marmeladen und Becel.beides ist immer im Kühlschrank. Das Brot ist im Brottopf, 1 ½ Scheiben oder 1 Brötchen. Die Zeitung morgens gleich mitbringen, die dann schon im Briefkasten ist. Frau T. ist politisch noch sehr interessiert, und bemüht sich sehr viel selbständig zu machen. Sie übt fleissig mit der neuen Beinprothese , die aber zwickt und schmerzt. In der Küche stehen jede menge Tramaltropfen herum. Ihre Tochter macht ihr die Wäsche der Schwiegersohn alle notwendigen handwerklichen Griffe im Haushalt. Samstags kommt immer ihr unverheiratete Sohn, ein Psychologe , 48 Jahre alt, geht mit ihr einkaufen .Sonntags kommt er wieder und sie machen gemeinsam Ausflüge. Vom Essen auf Rädern, das während der Woche kommt, behält sie das Beste immer für ihren Sohn auf. Sie ist total happy, wenn man ihr zwischendurch die Haare mit Trockenschampo wäscht. Frau T, arbeitete die letzte 20 Jahre vor ihrer Pensionierung In einer namhaften Firma als Vorstandssekretärin.
Die Kinder und Jugendzeit verbrachte sie bei einer strengen Tante, da ihre Mutter bei der Geburt starb. Ihr Vater kümmerte sich nur wenig um sie. Sie ist eine Frau die auch nicht vom Leben verwöhnt wurde, aber trotzdem den Lebensmut nie verloren hat. Ihre Wärme und Güte die sie ihren Kindern gegeben hat erhält sie heute dankbar zurück.
Frau A. 84 Jahre
Sehr einsame, von allen Angehörigen, durch eigene Schuld verlassene Frau. Dreist, frech, immer nur am Meckern. Man kann ihr nichts recht machen. Wer weiss, warum sie so geworden ist.
Angeblich ist Frau A. sehr reich, vielleicht indirekt ein Grund ihrer Unzufriedenheit. Sie denkt, dass alle nur Geld von ihr wollen. Sie gehört einer Generation an, die es nie gelernt hat mit Gefühlen umzugehen. Zucht, Ordnung und Arbeit, das waren die nachzuahmenden Vorbilder. Sie erzählt nur von ihrer Enkelin, ein angebliches Skiass, und ihren Enkeln. Manchmal muss man ihr die Zeitung bringen.Es ist nie klar wann, immer , wenn der Enkel sie nicht gebracht hat. Wehe man hat die Zeitung nicht im richtigen Moment.Dann schnaubt sie wie ein Pferd. Sie hält grundsätzlich alle für dumm. Und wehe, es ist noch ein Tropfen Wasser im Spülbecken, nachdem man der lady das Frühstück, bestehend aus 2 ungetosteten Brotscheiben, eine mit Honig und eine mit Marmelade, und das Messer mit dem man die Brote bestrichen hat abgespült hat. Frau T. bereitet alles in der Küche vor.Ich muss lediglich noch die Tostbrotscheiben bestreichen. Ein Becher , indem ein Teebeutel hängt, steht auch bereit. Der Wasserkocher steht im Schlafzimmer. Sie schnaubt auch, wenn sie meint, dass der Kocher zu früh vom Aufheizteller genommen worden ist. Da sie nicht mehr gut hören kann, nimmt sie das Klick nicht immer wahr. Eine sehr anstrengende Frau. Ein freundliches Wort wird von ihr grundsätzlich überhört. Ich weiss gar nicht, warum diese Frau Hilfe braucht. Sie kann noch alles, und ist nur am meckern und schnauben.Doch auch da heisst es in der Pflegezentrale: die bringt gutes Geld!!
Frau R. 86 Jahre
Kroatin, mit einem Schweizer Namen. Mir fiel das sofort auf. Ja, sagte sie , ihre Vorfahren sind vor über 100 Jahren nach dem damaligen Jugoslawien ausgewandert. Zu einer Zeit, wo viele Schweizer und Deutsche gehungert haben.Dort hat sich den einer Ihrer Vorfahren in eine Kroatin verliebt. Nun ist die kleine, resolute Frau, die ein Leben lang viel gearbeitet hat, fast erblindet. Sie hatte schon einen Herzinfarkt und Schlaganfall der rechte Arm ist noch immer gelähmt. Sie wohnt mit Sohn und Schwiegertochter im Haus. Letztere geht noch arbeiten. Ihr Sohn ist schon in Rente. Ein sehr hilfsbereiter freundlicher, aber völlig überforderter Mann.
Frau R. bewohnt den ersten Stock des kleinen 3Familienhauses. Über ihr ist noch eine Mietwohnung, die zur Zeit von ihrem Sohn renoviert wird. Unten an der Haustür öffnet meist die resolute Schwiegertochter, die sich erstmal immer über ihre Miniskusbeschwerden im rechten Knie und ihre Wechseljahrbeschwerden äussert. Das nächtliche Aufstehen überlässt sie ihrem Sohn, er muss dann, da seine Mutter fast blind ist, zur Toilette führen.
Ich muss Frau R. am ganzen Körper waschen, eincremen, Kompressionsstrümpfe , Unterwäsche und Kleider anziehen.Überwachen dass sie ihre Medikamente einnimmt.Dann wird sie im Rollstuhl an Fenster geschoben. Sie kann noch Schatten sehen. Wenn Pflegepersonal da ist, ist sie genügsam und zufrieden. Sie geniesst es wenn sie liebevoll betreut wird, und man sich alleine mit ihr unterhält. Ist die Schwiegertochter im Haus, sucht sie so Gespräche zu verhindern. Der Sohn ist froh, wenn er das Pflegepersonal mit der Mutter alleine lassen kann.
Herr S. 63 Jahre
Zustand nach Schlaganfall, rechts. Herr S. kann nicht mehr sprechen, ist aber sehr willensstark. Tagsüber läuft er mit einer Beinschiene. Der rechte Arm ist noch gelähmt. Herr S. wird gewaschen und angezogen. Nachts wird ihm eine Art Condomkatheter über den Penis gestülpt.Dann regt sich der kleine Schlaffmann doch immer noch. Ich glaube aber, dass es ihm eher peinlich ist. Seine Frau will das nicht machen. Sie ist zwar resolut, aber trotzdem überfordert. Sie hätte ihn da unten noch nie angefasst, dass kann sie jetzt erst recht nicht.Von dieser Sicht ausgesehen verständlich. Sie haben schon lange getrennte Schlafzimmer. Wenn Herr.S. gewaschen und angezogen ist, läuft er rückwärts die Treppe runter. Bewundernswert wie er das macht, mit seinem geschienten Bein, und die linke Hand am Handlauf. Unten wartet denn seine Frau auf ihn und begrüsst ihn mit einem kühlen Guten Morgen. Herr S. sieht immer noch gut aus. Ich glaube, das er vor seinem Schlaganfall ein ganz munterer Geselle war. Jetzt kann seine Frau ihm durch möglichst wenig Beachtung und Hilfe ihm das so richtig heimzahlen. Aber trotzalledem macht sie einen leidend-überforderten Eindruck. Ein weiteres tragisches Schicksal hinter einer sehr schmucken Reihenhausfasade.
Frau Sch. 76 Jahre
Pflegefall, linksseitig ganz gelähmt, nach Schlaganfall.Eine sehr liebe, bis auf 48 kg. Abgemagerte Frau. Lebt in einer Grossfamilie mit Enkeln und Urenkel ( 2 1/2 Jahre) zusammen. Sie wird tagsüber komplett nur von Pflegepersonal betreut. Sie sieht viel fern, und liest anspruchlose Heftchen. Wenn ihr das Essen schmeckt, hat sie guten Appetit. Der kleine Urenkel hält sich oft bei ihr auf, und gibt ihr so unbewusst Lebensfreude. Der Kleine weiss genau, wie der Toiletten-oder Rollstuhl funktioniert. Er merkt auch genau, wenn die Uroma Durst hat. Es ist eine Wonne mitanzusehen, wie lieb und unbekümmert das Kind mit der bettlägerigen Frau umgeht. Die Mutter des Kindes, die Enkeltochter ist genau so lieb und aufmerksam. Damit das junge Ehepaar auch mal eine Auszeit hat, hat die andere Uroma, die noch sehr fit ist, den Urenkel und die pflegebedürftige Uroma eingehütet. Ich habe in keinem anderen Haus so viel Liebe und Verständnis für einander gespürt. Es tat auch mir gut.
Herr M. 82 Jahre
Ein liebenswürdiger, tapiger Herr. Zustand nach Schlaganfall, links. Herr M. wird morgens gewaschen und angezogen. Auch hier ist das Bad total überhitzt. Seine Frau weicht keine Sekunde von seiner Seite, schaut aber immer nur zu. Ich habe sie immer aus dem Bad geschickt, da es selbst für 2 Personen zu klein und eng war. Sie ist sehr eifersüchtig, will ihren Mann aber trotzdem nicht waschen. Herr M. sitzt dann den ganzen Tag alleine im Obergeschoss, bei weggezogener Gardine und schaut in den Garten. Dazu hört er Musik. Seine Frau lebt eine Etage tiefer. Sie verbietet es auch, ihm sein Bein zu wickeln. Es könnte ja mal unverhofft Besuch kommen, dann soll er seine guten Schuhe anziehen. Mit dem gewickelten Bein, käme er nicht rein. Seine Füsse sind meistens arg geschwollen. Er hat schon lange nichts mehr zu sagen. Was für ein Leben. Er tut mir richtig leid.
Frau L.76 Jahre
Sie leidet seit über 40 Jahren beidseitig an offenen Beinen. Daher hat sie sehr viele Komplexe. Sie hatte nie körperlichen Kontakt mit Männern. . Bis vor 15 Jahren war sie berufstätig. Ihre Beine werden täglich in Betaisadonnawasser gebadet. ( 20 Min. ) Dann muss man die weissen schroffen Stellen mit einer Pincette entfernen eine Fibrincreme auftragen und verbinden. Die Haut beider Beine fühlt sich an wie Leder. Blau-Grau. An den Oberschenkeln bildet sich ab und zu Rotlauf. Dann sind Antibiotika angesagt. Die Ärzte haben sie schon lange aufgegeben. Die Zehennägel sind hart und lang wie Kruppstahl. Es findet sich angeblich niemand, der diese mal in Form bringt. Das Pflegepersonal darf ihre Nägel nicht anfassen. Eine Fusspflegerin will sie unter keinen Umständen. Ich werde trotzdem mal mit meiner Fusspflegerin Kontakt deswegen aufnehmen . Diese hat ein grosses Herz und ist fachlich ein Ass.
Herr Sch. 76 Jahre
Schwerer Pflegefall.Wachkomma seit 2 Jahren nach Schlaganfall. Seine Frau ist Krankenschwester und hilft tatkräftig mit. Morgens muss der Patient gewaschen und seine Wunde am Katheterausgang versorgt werden. Die richtige Lagerung ist ganz wichtig. Das ist nur zu zweit durchführbar. Herr Sch. Ist immer noch sehr kräftig. Noch hat er keine Druckstellen. Absaugen und Infusionen schliessen die morgendliche Arbeit ab. Der Tod wäre eine Erlösung für ihn.
Frau U. 84 Jahre
Sehr verwöhnte alte Dame, die nie gearbeitet hat und immer von Personal umgeben war. Wohnt seit 5 Jahren mit Tochter zusammen, die geschieden ist und die seit 5 Jahren um Unterhalt von ihrem Exmann kämpft. Die Mutter hat angeblich mehrere Mietshäuser verlebt, ist unterdessen mittellos und lebt vom Pfllegegeld. Die Lady muss einmal die Woche geduscht werden, ansonsten nur bekocht. Sie ist eigentlich überhaupt kein Pflegefall. Sie geht mit ihren ewigen Ansprüchen der Tochter ungeheurerlich auf den Wecker,. Die Tochter ist sehr attraktiv. So hat sie einen gutmütigen Arzt gefunden, der ihre Mutter pflegemässig eingestuft hat, damit sie so zu etwas Geld kommt. So kann Madame ihr ewiges Gemecker beim Pflegepersonal abladen. Der erwachsene Enkel schämt sich angeblich mit seiner Lebensgefährtin vorbei zu kommen, da ihm dieser, sehr gepflegte aber kleine Bungalow , zuwenig representativ ist.
Die Tochter steht den ganzen Tag vor dem Spiegel und pflegt sich . Jeden Morgen zeigt sie mir erstmal völlig entsetz, ein neues Fältchen, eine neue Pigmentstörung oder ein geplatztes Äderchen an ihren sehr wohlgeformten Beinen. Was für eine Scheinwelt! Frau U. meckert übrigens ganz goldig durch die Nase.