Auch Anfang der 60 er Jahre kam ein junges sehr verliebtes Mädchen via London , aus der Schweiz, nur mit einem Koffer in der Hand, nach Deutschland.Ihrem Herzen folgend.Ihre grosse Liebe lernte sie vor 4 Jahren in der Jugendherberge in Davos ,beim Skifahren kennen.
ER war gross und schlank,charmant und sehr höflich.Einfach total anders als die meist plumpen Schweizermänner.ER hatte ihr Herz gleich entflammt und dieser lange Rücken,ach er war einfach super.. Ausser seiner Zuvorkommen- und Höflichkeit zeichnete er sich durch ein ausgesprochen gutes Allgemeinwissen aus.Man konnte mit ihm über Sport,Politik,Kunst und Musik reden.Unternehmungslustig und einfallsreich war er auch. Das Mädchen ging damals noch zu Schule.Sie war in einem französichen Internat und stand kurz vor dem Abschluss Baccalaureat.
Bald kam der erste Brief dieser ersten grossen Liebe. Er Unterschrieb „ DEIN PETER „ Sie war hin und weg—DEIN PETER—er gehört nur mir, ja so dachte sie damals.
Der Brief wurde vorher von der eigentlich gütigen Schwester Oberin geöffnet.Mit strengem Blick wurde er mir dann überreicht.offenbar war der Inhalt unverfänglich, und so durfte ich lesen, wie es ihm geht, was er im Studium und in der freien Zeit so treibt.Er schrieb auch von seinen Erinnerungen an unseren gemeinsamen Urlaub,es waren ja nur ein paar Tage,die der Aachener Student mit seinen Kumpels und ich mit meiner Freundin Vreni zusammen in der Jugi verbracht haben.
Tagsüber trennten sich unsere Wege meistens, Vreni und ich fuhren nebst Ski auch oft Schlittschuh. Aber dann gegen 17 Uhr,zum apres Ski, da traf man sich in verschiedenen Kaffees zum Schwatzen und Tanzen.
Abends nach dem Abendessen,sassen alle jungen Leute , meist im grossen Kreis , noch zusammen und man spielte, lachte sang und schwätzte.
Dann am Sylvesterabend um 12 Uhr entführte Peter mich in die kalte, sternenklare Nacht. Nahm mich in die Arme und zeigte mit dem Finger auf das Sternbild Castor und Pollux. Nun wars ganz um mich geschehen. Es folgte ein langer Kuss, bei dem ich aber feststellen musste, dass Peters Aufmerksamkeit einem Päärchen nebenan galt, die sich auch küssten. Wir nannten die beiden Minimum und Maximum, da er sehr gross und kräftig , sie klein und zierlich war. Es war kein Filmkuss,so wie ich es oft mit Vreni zusammen im Kino gesehen hatte.Dieser unkonzentrierte Kuss störte mich sehr.
Aber dieserMissmut dauerte nur ein paar Sekunden,dann kamen die Schmetterlinge wieder in den Bauch und alles war einfach nur schön.
Am übernächsten Morgen mussten Vreni und ich schon wieder abreisen. Wie ich die 7 Sachen zusammenpackte,entdeckte ich auf meinem Kopfkissen eine Visitenkarte von IHM „, Peter S..“ Bergbaubefliessener , seine Adresse standen gedruckt auf einer Seite. Auf der Rückseite stand von Hand geschrieben—Schöne Stunden, nicht weinen dass sie vorbei, lächle, dass sie gewesen.Da kamen mir die Tränen, es war alles einfach zu schön um wahr zu sein.
ER aber war längst schon wieder auf der Piste um , wie er immer sagte, Höhenmeter zu machen.
Zu Hause angekommen nahm ich als erstes einen Atlas aus dem Bücherregal und suchte wo Aachen lag.Da kam mein Vater dazu und ich erzählte ihm von dem tollen jungen Studenten aus Aachen den ich in Davos kennen gelernt habe. Er begriff sofort, dass ich über beide Ohren verliebt war. Seine Reaktion,war nur, dass ich noch viel zu jung sei um mich zu verlieben und dazu noch in einen DEUTSCHEN!! Aufgeregt erzählte mir mein Vater“ den schlag dir gleich aus dem Kopf.Hitler hat den Krieg verloren und wegen Hitler musste ich 1937 fluchtartig Deutschland verlassen. Während eines Ausslandssemester in Heidelberg an der med.Fakultät, befreundete ich mich mit einem deutschen Studenten sehr.Wir trieben viel Sport und ,musizierten zusammen und hatten gemeinsam die ersten sexuellen Erlebnisse mit Frauen. Kurz jeder wusste von jedem alles. In einem Atemzug fuhr er fort“ eines Tages, nach ein paar Bierchen in einer gemütlichen Kneippe wollte er wissen, , was ich von Hitler halte.“ Ich halte ihn für das grösste Schwein was ich kenne,“ „Steh auf und nimm das zurück „ schrie mein Freund völlig überhitzt und entsetzt.Er zog eine Pistole, die ich vorher nicht wahrgenommen habe , und schrie weiter.“ Du entschuldigst dich auf der Stelle, wenn nicht gebe ich dir 24 Stunden das Land zu verlassen, ansonsten wirst du verhaftet. „
Entsetzt verliess ich das Lokal. Der Ernst der Lage war mir sofort bewusst. Noch in der Nacht packte ich meine 7 Sachen und reiste am frühen morgen zurück in die Schweiz.“ Ich kann bis heute nicht begreifen, wie sich ein Mensch so ändern kann. Diese Enttäuschung sitzt mir tief in den Knochen, und somit kommt es nicht in Frage, dass meine einzige Tochter ausgerechnet einen Deutschen liebt.“
Ich hörte meinem Vater zu fand aber, dass das alles schon so lange her sei, und man dadurch nicht über das ganze Volk ein negatives Pauschalurteil fällen könne. Ich dachte nur, lass ihn reden, ich liebe Peter und mir ist völlig egal woher er kommt und was er hat, oder besser nicht hat!
Mein Peter hatte mit Hitler eh nichts am Hut. 1935 wurde er geboren, er war damals noch ein Kind. Damals wusste ich noch nichts von seiner Flucht aus Westpreussen, der Flucht vor den Russen, und wie die 3 Geschwister und seine Mutter in dem letzten Waggon des letzten Zuges ihre ehemalige Heimat verlassen mussten. Sein Vater war auch Arzt und wurde immer an der Front benötigt. Peter erzählte erst viel später von seinen schrecklichen Erinnerungen,zum Teil fand er sie aber auch abenteuerlich.Vom Fliegerlarm, dass sie alle mehrmals in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wurden und sich in einen Keller begeben mussten.Dort hörten sie dann die Flugzeuge über die Stadt donnern, und krochen erst wieder die Treppen hoch , wenn die Sirenen Entwarnung gaben.Auch wie er Rostock brennend erlebte, während der Flucht, überall Flammen und der Geruch von verbrannten Leichen,diesen Geruch hat er heute noch in der Nase. Wie sie über bombardierte Häuser und erschossene Leichen klettern mussten, um irgendwo wieder Unterschlupf zu finden.
Zurück behielt Peter , dass er noch lange Zeit in den ersten Ehejahren oft schlafend senkrecht im Bett aufsass und schrie.Ich wusste lange nicht, dass das Spätfolgen der Kindheiterlebnisse während des Krieges waren.
Nun nach dem ich meinen Schulabschluss hatte fing ich eine Ausbildung zur med.tech.Assistentin an. Die Ausbildung war interessant und gefiel mir sehr. Ich wurde von einigen jungen Ärzten umschwärmt.Da mein Vater aber unterdessen eine sehr geschätzte und beachtete Persönlichkeit war, vermutete ich immer dass das Interesse nur der Tochter dieses Mannes galt.
Ich verbrachte meine freie Zeit viel mit einem Bruder einer Freundin. Im Sommer wanderten wir, und knutschten unter Brücken. Im Winter fuhren wir gemeinsam Ski. Da ich Querflöte spielte und er Klavier, musizierten wir auch oft gemeinsam.
Während dieser Zeit schrieb mir Peter immer noch regelmässig, und ich ihm, aber wir haben uns nicht mehr gesehen.Ich durfte im nächsten Winter auch nicht mehr nach Davos.
Dann eines Tages stand Peter vor dem Spital.Einfach so , ohne Voranmeldung.
Ich war völlig überrascht, und mein Herz klopfte wieder so stark wie in Davos und die Schmetterlinge im Bauch brachten mich total durcheinander.
Meine Chefin der Hämatalogie stellte mir ihr Zimmer für eine Nacht zur Verfügung.Sie hatte volles Verständnis für meine Liebe zu einem Deutschen, war sie doch selber mit einem Ausländer liiert.
Es war eine wunderbare Schmusenacht. Peter war lieb und zärtlich, aber zur Entjungferung kam es nicht. Er wollte noch warten, ich war ihm noch zu jung ICH wäre zu allem bereit gewesen.
Nach dem ich meine Ausbildung am Spital beendet hatte, schickten mich meine Eltern nach England.Natürlich sollte ich englisch lernen, ABER AUCH DEN DEUTSCHEN ENDLICH VERGESSEN: Wir schrieben uns jetzt täglich. Er schickte seine Briefe postlagernd oder zu meiner heissgeliebten Grossmutter.
Die hatte grosses Verständniss für meine Schwärmerei und Verliebtheit. Musste sie doch noch einen Mann nach dem Wunsch ihrer Eltern heiraten. Ihre Ehe war dann schlussendlich ganz ordentlich, aber sie sagt mir, dass sie ihren Mann zwar spätestens nach dem 4.Kind gerne mochte und schätzte, aber nie in ihn verliebt gewesen sei.
Meine Grossmutter hatte sich als junges Mädchen auch in einen Mann verliebt, der wanderten dann nach Amerika aus. Er versprach ihr sie nach zuholen, was er aber nicht tat. Sie hat sehnsüchtig, ohne je ein Lebenszeichen von ihm zu hören, auf ihn gewartet.
Später dachte ich oft, dass sie wenigstens auch einmal, als sehr junges Mädchen, den Flügelschlag der Schmetterlinge im Bauch gefühlt hat.
In England lernte ich tatsächlich recht gut Englisch und viele interessante Leute kennen. 2 Wochen vor meiner Abreise nach London, übrigens mein erster Flug, sagte ich meinen Eltern dass ich nochmals Wochenenddienst hätte im Spital. Das wurde immer geglaubt, war es ja auch meistens so. Da aber entführte mich Peter mit seinem uralten VW Namens Gurke, damals hatten alle unsere Autos noch Namen, nach Italien an den Lago d`Jseo
Wir zelteten wild romantisch. Sternenhimmel, Vollmondnacht leises rauschen der Wellen und ein Olivenbaum. Da sagte ER mir, wie sehr mich liebe und wie ernst er die Beziehung( es war ja eine reine Fernbeziehung!) mit mir meine und dass er mich in 2-3 Jahren heiraten möchte. UFF, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich genoss die Liebelei und liebte ihn auch sehr, aber an Heirat dachte ich nie. Ich war ja erst 20 und als Schweizerin noch nicht volljährig. Peter sagte noch, dass er die Sache mit England gut fände, wir uns jetzt aber lange nicht sehen könnten, so wolle er einfach die Lage klarstellen.
Dann passierte es –in dieser herrlichen Vollmondnacht entjungferte er mich .Er war so zärtlich und gleichzeitig feurig, dass ich überhaupt keine Schmerzen verspürte. Ich war hin und weg. Jetzt wusste ich warum meine Mutter oft so lustvoll stöhnte, wenn ich schon mit 10 Jahren meine Eltern durchs Schlafzimmerschlüsselloch beobachtete. Das muss was irres Gutes sein,dachte ich schon damals.Meine Mutter war eher eine stille Frau. Sie arbeitete mit in der Praxis meines Vaters und war als Röntgenassistentin eine unersetzbare Fachkraft für ihn. Wir 4 Kinder wuchsen mit Kinder- und Dienstmädchen auf. Letztere kamen meistens aus Oesterreich oder Deutschland.
Es gab auch einen Gärtner und eine Waschfrau. Die kam 1 mal im Monat und verschwand dann für 3 Tage in der Waschküche immer mit einem ordentlichen Vorrat an Rotwein.
Noch heute höre ich sie singen.
Ja wenn meine stille, geduldige und fleissige Mutter ,die meinem Vater nie ein Widerwort gab, nachts, d.h. eher früh am morgen jubelte und stöhnte, dann musste das schon was tolles sein. Mein Vater lag immer auf ihr. Kurze Zeit später sah ich sie dann immer mit verzücktem Gesicht ins Badezimmer eilen. Sie duschte sich jeden morgen kalt, mein Vater schlenderte dann gemütlich hinterher, und dann hörte man sie wieder gemeinsam kichern. Wenn ein Kinder- oder Dienstmädchen das auch mitbekam war das denen immer peinlich. Mir nicht.
Viel später, ich hatte selbst schon 2 halberwachsene Kinder , erzählte mir meine Mutter von der schrecklichen Hochzeitsnacht. Wie unvorbereitet und überrumpelt sie war. Sie hatte keine Ahnung was auf sie zukam,war völlig entsetzt und gehemmt. Nicht lange später fing auch mein Vater bei mir über seine
Hochzeitsnacht an zu erzählen.Er war damals der Meinung, dass man seine Frau in dieser ersten Nacht entjungfern müsste, das würde von einem echten Mannsbild erwartet. Umso erfreulicher dass sich das Sexualleben meiner Eltern mit der Zeit doch noch , vor allem für meine Mutter, lustvoll entwickelt hat. Mein Vater sagte mir mal, dass er gerne eine temperamentvollere und phantasievollere Frau im Bett gehabt hätte. Er war sich aber auch bewusst, dass ihre Eigenschaften der Bescheidenheit und Mütterlichkeit sehr wertvoll waren. Man kann eben nicht alles haben!Den ihm fehlenden Ausschweifsex hat er dann ab und zu bei dafür speziellen Damen gesucht und dafür bezahlt.
Ich war sehr froh, wenn meine Eltern sich gut verstanden. Es gab oft genug andere Situationen. Immer wenn mein Vater einen über den Durst trank. Unter der Woche kam das selten vor. Umso mehr aber an den Wochenenden , wenn wir zu Besuch waren oder Besuch hatten. Immer regelmässig auch am 1. Weihnachtsfeiertag, wenn sich die ganzen Familien bei meinen Grosseltern zum festlichen Weihnachtsessen versammelten. Ich ärgerte mich dann schon mit 7 Jahren, wenn meine Grossmutter meinem Vater wieder und wieder das Glas mit Rotwein füllte. Ich hab dann immer gebetet, lieber Gott bitte mach dass er NEIN sagt. Doch diese Gebete wurden nie erhöht. Er war eben ein ganzer Mann , rauchte Zigarren und trank wie ein Bärsecker. So wie damals fast alle katholischen Männer, die stets nach dem Gottesdienst noch in die Wirtschaft gingen um zu Jassen oder Skat zu spielen. Auf dem Land standen die Wirtshäuser auch immer gleich neben der Kirche.Der Pfarrer war selbstverständlich auch mit von der Partie.
Unterdessen bereitete die Hausfrau den sonntäglichen Braten vor, mit Kartoffeln und Apfelmus oder Gemüse und Salat
.
Mein Vater war ein Metzgerssohn, da gab es jeden Tag Fleisch oder Wurst. Der Pfarrer von Kirchwil hat schon früh gemerkt, was für ein pfiffiges
Bürschchen er war und er überredete seine währschaften Metzgerseltern, ihn nach der Primarschule auf ein Internat zu schicken
So kam mein Vater zu den Benediktinern. zum ganzen Stolz vor allem seiner fleissigen und geschäftstüchtigen Mutter. Wenn er dann in den Ferien nach Hause kam musste er im Geschäft mit anpacken, auch beim schlachten der Tiere helfen oder Kühe zum Verkauf auf den Viehmarkt treiben.Da fiel er schon früh auf als geschickter Händler . Er hat beim Verkauf immer mehr rausgeholt, als die Summe die sein Vater wollte. Den Überschuss durfte er dann als Sackgeld behalten.
Im Internat lernte mein Vater mehrere Instrumente spielen und auch in Leichtathletik wurde er ein Ass.Die fromme, ehrfürchtige und asketische Lebensweise bei den Patern , hat meinen Vater der aus einem soliden aber einfachen Metzgershaushalt stammte, wo ganz andere Sachen wichtig waren, sehr geformt. Geistige Kapazitäten, die zweifellos vorhanden waren, wurden freigelegt. Die Ordnung von Körper Geist und Seele, das hätte er in dieser Form nie erfahren, wäre er nicht auf diesem Internat gewesen. Aber im Kern blieb er der offene temperamentvolle Junge, der oft mit seiner direkten Art aneckte.
Später als Arzt war er ein hervorragender Diagnostiker, in der ganzen Schweiz anerkannt. Manch einer hatte aber immer mal wieder Mühe mit seiner persönlichen Art. Er war kein feiner Mann, raue Schale, weicher Kern.Im Prinzip!Eben ein echtes Mannsbild.
Schwankend verliess er oft das Haus meiner Grosseltern oder die Wirtschaft und setzte sich ins Auto ans Steuer. Mutter vorne, wir 4 Kinder hinten. Er fuhr dann wie ein Henker. Ich zitterte immer vor Angst und betete: lieber Gott hilf, dass nichts passiert. Diese Gebete wurden immer erhöht, denn es passierte nie ein Unfall.Später, Jahre später, wenn er vom 19.Loch beim Golfspielen kam , hatte er öfter mal einen Blechschaden.Er war dann aber immer alleine im Auto
.
Keiner der 4Kinder und auch meine Mutter, wagten es während dieser Geisterfahrten ein Wort zu sagen. Bei der kleinsten Kritik hätte er getobt. Er fühlte sich nie betrunken, wir alle hatten ja keine Ahnung. Zu Hause angekommen schlichen wir alle in unsere Schlafzimmer.Noch nicht mal die Zähne haben wir uns an solchen Abenden geputzt. Oh wie habe ich darum Weihnachten, das angebliche Fest der Freude, gehasst.!
Wortlos auch ohne Gutnachtkuss meiner Mutter gingen wir Kinder dann ins Bett. Bis zu meinem 12.Lebensjahr teilte ich mein Zimmer mit meinem jüngsten Bruder. Dann betete ich von neuem: lieber Gott mach das der Vater meiner Mutter nichts antut. Wenn er betrunken war, schrie er meine Mutter grundlos an. Sie machte dann alles falsch. Sie erwidderte niemals ein Wort. Sie erduldete alles. Wenn es mir zu laut wurde schlich ich in Schlafzimmer meines ältesten Bruders, der sich das Zimmer mit dem zweitältesten teilen musste. Wir fingen dann immer an mit einem Luftgewehr auf eine Zielscheibe zu schiessen, Wir wollten so das laute Toben meines Vaters übertönen.Über die Situation an und für sich haben wir aber unter den Geschwistern nie gesprochen.Unsere geliebte Mutter als Vorbild hat ja auch alles schweigend erduldet. Geschlagen hat mein Vater meine Mutter nur mit Worten. Die grosse schlanke und attraktive Frau hörte sich schweigsam alles an.
Sie wuchs in einem sehr kultivierten Elternhaus auf. Diszipliniert,wohlerzogen , musikalisch und literarisch gebildet,aber immer beamtenmässig korrekt.
Alles hatte seine Ordnung.Mein Grossvater achtete sehr darauf, dass seine 4 Töchter mit den Füssen auf dem Boden blieben. Selbst wenn er mal scherzte, lag ein gewisser strenger Unterton in seiner Sprache. Das Wort KUSS durfte nicht erwähnt werden.So was unsittliches durfte man nicht über die Lippen bringen:Meine Grossmutter hatte in ihrem Schlafzimmer eine Umkleidekabine.Mein Grossvater hat seine Frau nie nackt gesehen.
Dafür war meine Mutter, die in so einem strengverklemmten viktorianischem Haushalt aufgewachsen ist ja doch schon recht fortschrittlich.
Doch ich denke , dass ich meine unkomplizierte Art von meinem Vater geerbt habe. Er war es auch, der mich schlussendlich richtig aufklärte.
Vreni hat mir eines Tages ezählt wie die Babys in den Bauch der Frauen kommen.Ich wollte es nicht glauben und frug dann auch meine Mutter.Diese sagte mir dann, wir waren grade zusammen in der Küche, es war wohl an einem Sonntag,wo das Dienstmädchen frei hatte, dass der Mann der Frau Samen in die Hand reiben müsse. Ich antwortete ihr,dass Vreni mir ganz was anderes berichtete. habe.
. Darauf verliess sie fluchtartig die Küche mit hochrotem Kopf.Ich wusste nun überhaupt nicht mehr was ich glauben sollte. In der Klasse hatten wir eineMitschülerin, die 2 Jahre älter war und schon Erfahrung mit älteren Männern besass.
Die bestätigte dann die Version von Vreni, natürlich noch viel genauer und ausführlicher.Mann war das spannend.Und auch mein Vater bejahte dann ein paar Tage später Vrenis Version.
Von da an aber hatte ich kein Vertrauen mehr zu meiner Mutter!
Andererseits war Nacktheit für uns keine Sünde.Das waren ganz andere Sachen. Streit und Zank mit den Geschwistern oder wenn man Geld, es ging immer um 10 oder höchstens 20 Rappen, aus dem Küchenportemonnaie genommen hat.Es gab noch einen Geldbeutel in der Handtasche meiner Mutter, da hat sich niemand rangetraut.Das Küchenportemonnaie-Geld war bestimmt zum Einkaufen für die Dienstmädchen.Fehlte was so kamen immer die in Verdacht.Da musste immer ganz genau aufgeschrieben werden was und wozu ausgegeben wurde. Fehlte also was, wurde das den Dienstboten vom Gehalt abgezogen.Wir 4 Kinder waren jedenfalls immer fein raus.
Um mein schlechtes Gewissen zu erleichtern habe ich Samstags immer gebeichtet. Auch Lügen gehörten in mein Sündenregister.Zum Beispiel wenn ich meine Mutter angelogen habe, wenn sie merkte dass ihr Lippenstift fehlte. Ich das Rot nicht ganz von den Lippen kriegte und erzählte dass wir in der Schule im Zeichenunterricht eine neue Technik der Mundmalerei ausprobiert hätten.In Wahrheit schminkten Vreni und ich in unserer Freizeit uns manchmal die Lippen,wir dachten,dass wir dann älter aussehen würden und so ungehindert ins Kino,für Filme die ab 18 Jahre zugelassen waren eingelassen würden.Meistens hat es ja auch funktioniert.da wir damals 14 oder 15 Jahre alt waren, kamen wir uns natürlich ganz toll vor. Ausserdem schwärmten wir ungeheuer auf einen Operettenstar:Peter Minich.Wir verfolgten ihn wann immer wir konnten und lauerten ihm auch im dunklen Treppenhaus seiner Stadtwohnung auf.Er hatte grosses Verständnis und gab uns immer wieder ein Autogramm.Gina Klitsch,seine Operetten-Partnerin wurde von uns auch sehr verehrt.Wir besuchten mindestens 2- 3 Jahre jede Operette in denen die beiden die Hauptrolle spielten.
Sünde war aber auch vor allem das 6.Gebot—Unkeuschheit.So ab dem 12. Lebensjahr fing ich an unten an mir rumzufummeln das war ein tolles Gefühl, aber es war ja eine Sünde.Ich begriff nicht warum mich manchmal plötzlich so eine Gier überfiel.Dann kamen sexuelle Phantasien.Ich stellte mir vor, dass ich unbekleidet, am Boden liege, um mich herum viele nackte Männer die onanierten und auf mich spritzten.Dann musste ich einfach an mir rumfummeln,danach war ich wieder ruhig und ich konnte wieder weiterlesen.Lesen war nebst dem Jazztanz und dem Querflötenspielen mein Hobby.Tänzerin zu werden war ein grosser Traum von mir.Ich nahm wöchentlich bis zu 4 mal Tanzunterricht,was meinen Schulnoten gar nicht bekam,und ich spontan aufhören musste zu trainieren. Einmal überredete meine Tanztrainerin meine Eltern noch dass ich in Zürich mit einem sehr bekannten Zauberkünstler auftreten durfte, da war ich 16 . Am gleichen Abend hatte auch Bibi Jones, sie war damals schon ein umschwärmter Schlagerstar, einen Auftritt auf der Bühne ,und ich wurde auserkoren ihr am Ende ihrer Darbietung Blumen zu überreichen. .Der Schlussapplaus meiner Tanzeinlage tröstete mich lange Zeit über die Tatsache hinweg, dass meine Eltern eben aus bekannten Gründen mir eine weitere Ausbildung während der Schulzeit nicht mehr finanzierten.
Meine Mutter kaufte mir ab dem 12.lebensjahr oft Bücher über weibliche Heilige. Am besten in Erinnerung blieb mir MARIA GORETTI. Sie blieb Jungfrau.Das war das Thema. Sie blieb stark und hat sich keinem Mann hingegeben.Lieber Gott hilf mir und mach dass ich ganz lange Jungfrau bleibe.So betete ich jeden Tag.. Ich ahnte zwar schon, dass es toll sein muss keine Jungfrau mehr zu sein, aber man sollte möglichst lange damit warten. Ich wollte mich aufheben für den Mann der mich heiraten würde. Als Jungfrau in die Ehe zu gehen, das war für mich äusserst erstrebenswert!
Immer wenn ich aus dem Beichtstuhl kam, aus der Kathedrale, war mir leichter ums Herz.2 Gegrüsst seist du Maria und 2 Vaterunser, das waren meistens meine Bussgebete die mir der Pfarrer aufgab.Dann kam noch sein Segen dazu und schwupp—meine Seele war wieder weiss.Davon war ich fest überzeugt. Wenn ich mich zu sehr schämte,eigentlich immer das 6.Gebot betreffend, suchte ich mir einen alten fast blinden und tauben Priester aus. Der verstand eh nichts und seine Standardbusse war immer nur 1 Gegrüsst seist du Maria und 1 Vaterunser. Diese ungeheuer grosse Erleichterung ohne Sünde wieder auf dem Klosterplatz zu stehen,das helle Licht kam mir noch heller vor, meine Seele jubelte und ich tanzte ungeniert vor Freude vor allen Leuten..Es war das beste Gefühl das ich hatte bevor ich das erste mal richtig verliebt war bevor ich einen echten Orgasmuss hatte und die Glückseeligkeit nach der Geburt meiner Kinder fühlte.
Meine überalles geliebte Grossmutter hätte auch gerne mal ein Kleid mehr gekauft. Aber das war nicht drinn, obwohl sie wohlhabend waren. Aber den Wohlstand trug man nicht zur Schau. Das nach ihrer Hochzeit neu gebaute Haus war gross gutbürgerlich, jugendstilmässig eingerichtet, aber nicht protzig. Meine Grossmutter sagte mir immer wieder, dass sie lieber eine herrschaftliche Villa gehabt hätte. Stammte sie doch aus einem sehr vermögendem Elternhaus.Ihr Vater war auch ein angesehener Landarzt, der die Hausbesuche noch mit Pferd und Kutsche machte. Von einem Auto, die damals in Mode kamen, hielt er aber nichts.Zu seinen Patienten musste er oft über Stock und Stein, da war ihm die Kutsche sicherer.
Wie gesagt, meine Grosseltern waren gutsituierte, aber sehr sparsame Leute,. Mein Grossvater war nicht nur sehr sparsam, er war auch äusserst reinlich. Immer nach dem Essen putzte er sich die Zähne, und vor allem gurgelte er.Er war im Männergesangsverein und wenn ich zu Besuch oder in die Ferien kam , sang er mit mir, am Klavier spielend : Horch was kommt von draussen rein holla hi holla ho etc. und andere Studentenlieder seiner Zeit.Den Teller wischte er immer mit einer weissen Stoffserviette ab,bevor das Essen von meiner Grossmutter draufgelegt wurde.Er misstraute der Sauberkeit der Dienstboten. .Das war eine immer wiederkehrende Geste von ihm.Dazu kamen oft hämische Bemerkungen zu meiner Tante, der Schwester meiner Grossmutter.
die seit dem 2. Lebensjahr, nach einer Hirnhautentzündung, geistig behindert war. Seit dem Tod meiner Urgrossmutter lebte sie im
Haushalt meiner Grossmutter mit. Immer strickend, immer schweigend oder gerade auf dem Weg zur Kirche, so habe ich sie erlebt. Sie durfte nur in der Stube sitzen. Wir übrigens meistens auch. Zur Begrüssung mussten wir unsere Grosstante immer einen Kuss geben, einen links und einen rechts auf die Backe. Es war ecklig, da sie Bartstoppeln hatte. Weihnachten und Ostern war sie aber rasiert dann ging es.
Der Salon wurde nur zu besonderen Anlässen benutzt.
Zu Ostern, da wurden bei schlechtem Wetter die Ostereier versteckt, oder Weihnachten da stand dann der mit reichlich Lametta und Silberkugeln
geschmückte Weihnachtsbaum, und das Münchner-Christkind aus Wachs lag in seiner Krippe davor. Die Vorfreude war immer die grösste Freude.
Das Zimmer war abgeschlossen, meist schon 1-2 Tage vorher. Und wenn dann vereinzelte Lamettastreifen im Flur zerstreut herum lagen, wussten wir,
dass das Christkind im Weihnachtszimmer war , den Baum schmückte und die Geschenke darunter legte. Oh, das war spannend, mein Herz klopfte dann
fast zum Zerspringen. Plötzlich ertönte ein leises Klingeln.Dann war es endlich soweit, und wir durften voller Vorfreude und Ehrfurcht das geheimnisvolle Zimmer
betreten. Ganz vorsichtig, vielleicht erspäht ja noch jemand den Rockzipfel vom wegfliegenden Christkind. Leider haben wir das aber nie gesehen. Dieser
keusche, unschuldige Kinderglauben blieb mir bis in die Pupertät erhalten.
Erst wurde musiziert und Weihnachtslieder gesungen Mein Vater spielte Geige. Opa und meine Mutter sassen am Klavier. Meine Brüder wechselten sich ab mit Klarinette und Geige. Alle übrigen Onkels und Tanten bemühten sich mehr oder weniger erfolgreich melodisch zu singen. Ich selbst blies immer Flöte. Erst Block, später Barock und dann die Querflöte. Wenn das Hauskonzert beendet war, las mein Vater oder Opa aus dem neuen Testament das Kapitel über die Geburt Jesu vor– und dann endlich– durften wir ans auspacken der Geschenke denken.Die Geschenke in meiner Kindheit waren fast immer eine echte Überraschung.Sobald wir schreiben konnten teilten wir dem Christkind unsere Wünsche auch schriftlich mit, aber es fand wohl immer vieles für unnötig. Für meinen ältesten Bruder war es eine grosse Ehre, als er nach seinem 18. Lebensjahr von meinem Vater aufgefordert wurde die Passage aus dem neuen Testament vorzulesen. Seine Ohren glühten vor Freude. Mit einer schon männlichen Stimme trug er die Stelle aus dem Matthäus-Evangelium vor, und es schien , als ob er dabei jedes Mal um 2 cm. Grösser wurde. Jetzt wurde er endlich als Erwachsener anerkannt.
Das anschliessende Festessen war für uns immer was ganz besonderes. Pommes Frites dazu Hähnchen, das gab es zu Hause nie. Das schälen der vielen
Kartoffeln und in Stäbchen schneiden, das war extrem viel Arbeit und beschäftigte das Küchenmädchen stundenlang. Die Hähnchen wurden frisch
geschlachtet vom Metzger ins Haus geliefert. Zum Dessert gab es Caramelcrem
oder Vanille Eis mit Sahne.
.Und dann stellte Grossmamma einen riesigen Korb gefüllt mit Mandarinen auf den Tisch.Mir quollen jedes Mal aufs neue die Augen über. Diese Mengen, und wie sie dufteten! Ich durfte essen so viele ich wollte 2 oder 3, vielleicht manchmal sogar 4. Zu Hause gabs immer nur eine halbe Mandarine pro
Kind. Nur Vater durfte mehr essen. Muetti begnügte sich immer mit der Schale.
Meiner Mutter blieb wohl keine andern Wahl mit 4 Kindern und fest in die
Praxisarbeit eingebunden.Sie musste in dieser Ehe ausharren.Sie hatte keine
echte Freundin und konnte sich nie jemanden mitteilen, der ihr gesagt hätte, dass es vielen Frauen gleich oder ähnlich geht. Das alleine hätte es ihr schon leichter
gemacht.Aber den Schein zu wahren, dass hatte ihre Mutter ihr ja auch
vorgelebt, und so lebte sie das stolz aber oft gedemütigt weiter.Ihre ganze Liebe
gab sie ihren Kindern.
Die schönsten Zeiten in ihrer Ehe waren immer wenn sie schwanger war. Das erzählte sie mir oft. Dann war Vater sehr rücksichtsvoll lieb und betrank sich nie.Darum war sie bestimmt auch immer so entzückt, wenn Vater sie beritt, hoffte sie doch immer schwanger zu werden.Sie hatte zwischen den ausgetragenen Schwangerschaften auch immer mal wieder eine Fehlgeburt.Einmal da war ich schon 17 und sie wähnte sich in den Wechseljahren, ist sie fast verblutet. Mein Vater hat sie morgens bewusstlos, blutüberströmt im Bett gefunden, natürlich sofort in das Spital gebracht. Dort habe ich sie nach 3 Tagen besuchen dürfen . es war Sommer und ich sass auf der Fensterbank des Krankenzimmers.Meine Mutter erklärte mir, dass sie eine Fehlgeburt hatte.Ich hörte aber nur mit halben Ohren zu, denn ich schaute auf meine nackten Beine. Oh was ist denn das? Ich sah, was ich vorher nie gesehen hatte. Haare, ecklige Haare wuchsen auf meinen, unterdessen wohlgeformten Beinen. Mein Busen war immer noch platt wie 2 Spiegeleier.Aber in der Mitte standen 2 grosse Pinne.Oft polsterte ich den BH, den ich eigentlich gar nicht gebraucht hätte, mit Tachentüchern aus.Vor allem immer dann, wenn ich mit meiner Freundin Vreni zum Tanzen ging. Heimlich natürlich,.per Auto-Stop gings meist nach Arbon an den Bodensee Vorher machten wir uns zu Hause bei ihr noch zurecht.Ihre Eltern besassen eine Textilfabrik und waren Sonntags oft auch im Geschäft.: Im Auto unterwegs sprachen wir dann immer Kauderwelsch und erzählten, dass wir aus Holland kämen.Ohne Probleme wurden wir immer mitgenommen.Angst hatten wir nie. Im Tanzsaal stürzten sich alle Männer immer erst auf Vreni. Sie sah damals älter aus, hatte schon einen tollen Busen und vor allem eine Dauerwelle.Und das wichtigste.Sie hatte nicht so eine schreckliche Hackennase wie ich. In meinem 12.Lebensjahr, ich vergesse den Moment nicht, wo ich eines morgens vor dem Spiegel im Badezimmer stand, und bemerkte, dass sich meine Nase verändert hat.Einfach so.Sozusagen über Nacht.Gestern fiel mir noch nichts auf. Ich konnte es kaum fassen, meine Kinderstubsnase verwandelte sich in eine Adlernase. Zu den eckligen Pickeln auf der Stirn kam jetzt noch diese Nase.Und von Busen weit und breit keine Spur.
Nichts stimmte mehr. Irre lange Beine und Arme, Pickel, manchmal auch auf
dem Rücken und diese Nase.
Du siehst ja aus wie eine Hexe riefen meine 2 älteren Brüder. Meine Mutter hörte zu und sagte kein Wort.
Nun mit 17 hatten sich Waden in meine Beine geformt, aber nun hatte ich Haare
auf den Beinen. Meine Mutter verfolgte meinen Blick und bemerkte meine
Ratlosigkeit. Wenn ich aus dem Spital komme gebe ich dir eine Rasierklinge
und ich zeige dir wie man die Haare an den Beinen und unter den Armen rasiert.
Zum ersten mal hat sie mich verstanden und ernst genommen. Dankbar habe ich
sie umarmt und bin beschwingt nach Hause gegangen.
Meine Arme waren unterdessen auch nicht mehr zu lang, aber an meine
Adlernase habe ich mich nicht gewöhnt.
Dem Sommer der letzten Fehlgeburt meiner Mutter, folgte der Winter wo ich
IHN kennenlernte. Er war der erste Mann der mir sagte, dass meine Nase in
mein Gesicht passen würde. Ich hätte so aussdruckstarke schöne Augen, und die
vertrügen eine wie er sagte, Charakternase, sehr gut. Ihn störte also meine
Nase überhaupt nicht.Und er war ja schon ein richtiger Mann mit seinen 23
Jahren.Ich fühlte mich sehr geschmeichelt, und überhaupt, sein langer Rücken,
seine charmante und zuvorkommende Art, seine Intelligenz, ach ich liebte ihn so
sehr.Es brannten Tag und Nacht tausend Feuer in mir, ich kam mir vor wie
der wandelnde Bodensee, wenn ich nur an ihn dachte.
Nun wusste ich also endlich wie es ist.Verliebt zu sein Sehnsucht zu spüren .Es
war noch tausendmal besser als ich immer nur träumte.
Allerdings musste ich noch lange warten bis zu unserer Hochzeitsnacht bei
Vollmondschein unter dem Olivenbaum.
Ich lutschte ihn von oben bis unten ich war besessen von seinem Körper, er
nahm mich zärtlich und feurig zugleich, von vorne und von hinten, seitwärts
rückwärts, wir waren beide wie in Trance. Ich spürte nur Wonne und Lust,
keinen Schmerz.Es war das Paradies auf Erden. Wir waren so frei und glücklich
und die ganze Spannung der langen Jahre wo wir uns liebten und begehrten,
unsere Begierde aber nicht richtig auslebten, war wie wegeblasen.
Die Sehnsucht in England nach Peter war manchmal unerträglich, wusste ich ja
jetzt, wie schön und befreiend Liebe sein konnte. Andere Männer
interessierten mich überhaupt nicht mehr. Mein Englischlehrer und auch 3
Klassenkameraden bemühten sich umsonst um mich.
Nun stand Ostern vor der Tür. Da ich ganz knapp Taschengeld bekamm,
telefonierte ich nach Hause und bat um Erlaubnis, Ostern eine Reise nach
Schottland machen zu dürfen.
Meine Eltern freuten sich, dass ich das Land kennen lernen wollte und schickten mir per Telegrammüberweisung Geld. Kurzentschlossen, natürlich nach Absprache mit Peter kaufte ich ein Ticket vom Travel-Student-Service nach Aachen und fuhr mit Bus Bahn und Schiff für 48.-DM für 4 Tage nach dorthin.
Es war der Himmel auf Erden. Peter wohnte damals mit einem Studienfreund in
einem Hinterhaus, Villa Seelenfried genannt. Auf seinem Bett lag zur
Begrüssung aus Buchstabenkeksen bestehend ICH LIEBE DICH . Alles blitzte
und blinkte vor Sauberkeit.Überall standen Blumen. Die abgewetzten, alten
Möbel störten mich nicht im geringsten.Nachts schien der Vollmond durchs
Fenster. Es war wildromantik pur, und viel aufregender, als mein behütetes ,
ordentlich bürgerliches Elternhaus. Wir hatten nur Augen für uns beide. Zum
Frühstück deckte Peter den Tisch so reichhaltig, wie ich es überhaupt nicht
gewohnt war. Bei uns zu Hause mangelte es an nichts, aber es gab auch nichts
im Überfluss.Höchstens für unseren Vater.
Lothar sein Freund war Kavalier genug und verschwand mit seiner Freundin Isolde für ein paar Tage. So konnten wir das Liebesnest voll auskosten.
Nach meiner Rückkehr nach England erhielt ich einen Brief meines ältesten
Bruders .Wieso ich meine Eltern angelogen hätte und anstatt in Schottland in
Aachen gewesen sei. Mein Vater sei ausser sich und wolle mich enterben. Ich
verstand überhaupt nicht, wieso mein Vater davon erfuhr. Das scheint bis heute
ein Geheimnis. Tatsache war jetzt aber, dass meine Familie wusste, dass ich den
Deutschen noch nicht aufgegeben hatte, und ich ihn immer noch liebte. 2
Tage nach dem Brief meines Bruders kam ein Telegramm von meinem Vater. Es stand nur drinn
Eltern oder Herr S.
Wutentbrannt und entschlossen telegraphierte ich zurück: Herr S.
Da meine Zeit in der Sprachschule eh vorbei war und ich mein Diplom in der
Tasche hatte nahm ich von den Plänen Abstand mich noch ein paar Monate als
Zimmermädchen in England zu verdingen. Ich packte meinen Koffer und fuhr
wieder mit dem Student-Travel_Sevice nach Aachen.
Peter erwartete mich schon ungeduldig. Ich suchte nun eine Stelle und fand sie
sofort in den städtischen Kliniken im med. Labor in Aachen.
Peter hoffte sehr, dass das mit meinen Eltern bald wieder in Ordnung käme.Wir
wohnten nun zu dritt mit seinem Freund Lothar in der sogenannten Villa
Seelenfried.
Nach ungefähr 2 Wochen frug ich Peter, wann denn nun geheiratet würde.Den
romantischen Heiratsantrag unter dem Olivenbaum immer noch im Herzen
tragend. Für mich stand fest, dass wir jetzt offiziell in Sünde leben würden, und
alle kriegten das auch noch mit.Ich schämte mich sehr, da schlug die
katholische Erziehung doch wieder voll durch.Peter verstand meine Sorge und
sagte nur, dass er mich ja auf jeden Fall heiraten wollte, nun sei unter diesen
Umständen halt schon früher. Auch war ich überzeugt, dass kein anderer solider
Mann mehr Interesse an mir haben könnte, da ich ja nun keine Jungfrau mehr
war.
Nun hing unser Aufgebot also im Kasten in Aachen und St.Gallen.Einer meiner
Brüder musste auf dem Schulweg immer am Rathaus vorbei und las nun
eines Tages erstaunt, dass ein Heiratsaufgebot seiner Schwester öffentlich
aushing.. Schnurstracks erzählte er das natürlich zu Hause.Nun flippte mein
Vater völlig aus.
Nicht genug dass seine einzige Tochter sich in einen Deutschen verliebte, nein, jetzt will sie ihn auch noch heiraten.Im August wurden wir dann im
Standesamt in Aachen getraut.Es war eine lustige Studentenhochzeit, mit Reis
Girlanden, Blumentopfgrill und Möbelschmitz wurde für diesen Tag zur
Sektbar umgebaut. Unsere 2 tägige Hochzeitsreise führte uns zum Nürburgring.
Möbelschmitz, der alte Vw Bus, war jetzt wieder zum Campingauto
umgebaut. Als Bett diente uns eine alte Rückbank eines amerikanischen
Autos,Wir hatten unsere Federbetten mit,einenCampingtisch 2 Klappstühle
Besteck,Teller und Becher, inklusive einem kleinen Gaskocher. Wir fühlten uns
vogelfrei und schwebten im 7. Himmel.Immer wieder betrachteten wir unsere
goldenen Eheringe, die wir uns für 84.- DM das Stück gekauft hatten.Ich
schaute dauernd auf den herrlich polierten Ring an meiner rechten Ringfinger.
.In der Schweiz hätte man den Ring am linken Ringfinger getragen.Wieder was anderes!Ich musste mich daran gewöhnen nun als Frau S. angesprochen zu werden. Wir hofften trotz allem dass meine Eltern nun einlenken würden und planten für den Herbst die kirchliche Hochzeit.Nachdem ich nun schon über 1Monat Frau S. hiess fuhren wir einfach mal zu meinen Eltern und wollten uns mit ihnen aussprechen und versöhnen.Doch unser Erscheinen war ihnen zu viel.Ich durfte ein paar Stunden bleiben.Peter musste gleich wieder gehen. Vater wollte von mir eigentlich nur wissen, ob ich schwanger sei.Als ich die verneinte, verstand er nun gar nichts mehr.Warum hast du den geheiratet.Das wäre wenigstens ein Grund gewesen!So verliess auch ich mein Elternhaus traurig.Aber ich gehörte nun definitiv zu Peter, und so planten wir die kirchliche Hochzeit dann alleine.Seine Mutter und Geschwister und all seine Studienfreunde auch meine Kolleginnen vom Labor, alle haben sie mit uns gefeiert, nur seitens meiner Familie kam kein Mensch.Es hat mir sehr weh getan, und ich habe vor der Trauung, um nicht zu sehr heulen zu müssen, ½ Tablette Valium geschluckt.
Peter war unterdessen Assistent an der Hochschule und holte mich jeden Tag
nach der Arbeit vom Labor ab.Sind sie das Taxi, wurde er von Passanten immer
wieder gefragt,während er auf mich wartete.aus dem Campingauto
Möbelschmitz wurde unterdessen Grete,ein uralter schwarzer Opel.
Von der Villa Seelenfried zogen wir in eine heimelige Dachwohnung, mitten in
der Innenstadt. Möbel holten wir uns vom Sperrmüll.Wir leisteten uns sogar
ein kleines Aquarium, dass in der sogenannten Liebesecke einen Platz fand .Die
wiederum bestand aus 2 alten Sesseln,deren Innenlehnen wir entfernten, und
eine karrierte Decke gab dem Möbel einen gemütlichen Anstrich.
Die Tätigkeit im Krankenhaus machte mir viel Freude. Meine Arbeit und ich
als Schweizerin wurden sehr geschätzt,und ich habe immer weniger begriffen
warum es umgekehrt nicht auch so war. Eines Tages bekamen wir einen
Patienten mit verdacht auf Pocken. Da sich niemand bereiterklärte ihm Blut
abzunehmen,alle hatten Angst vor einer Ansteckung,habe ich es kurz
entschlossen getan..Der Verdacht bestätigte sich, und so mussten alle die
mit ihm in Kontakt waren , auch seine Familie und Freunde in eine 4 wöchige
Quarantäne. Die Jugendherberge wurde nun für ca. 45 Menschen für die
nächsten 4 Wochen zur Heimat.
Es war eine sehr lustige Zeit. Wir waren nur 4 Frauen sonst alles Männer.Da
ging es hoch her. Da ich aber jung verheiratet kam für mich ein Techtel-Mechtel
nicht in Frage.die anderen 3 teilten sich die besten Männer
dann auf und weinten sich hinterher oft bei mir aus. In dieser Zeit lernte ich
jedoch einen Möbelfabrikanten kennen, der uns später für honorige Preise
Schlafzimmer und Wohnzimmer Möbel verkaufte.
Am Tag der Entlassung, am 11.März da wurde ich schwanger.Da gab es nach 4
wöchiger Enthaltsamkeit beiderseits kein Halten mehr.An einen coitus
interruptus war nicht zu denken.Die Pille war seit ca. 1 Jahr auf dem Markt, aber
viele Frauen, auch ich, trauten der Chause noch nicht.
So geschah es dass 18 Monate nach unserer standesamtlichen Hochzeit unsere
Tochter Julia geboren wurde. Rechtzeitig bezogen wir nun eine 3
Zimmerwohnung in einem Vorrort von Aachen. Es war ein Neubau und der
Besitzer vermietete vorzugsweise an junge Ehepaare mit Kindern. Da ich bei der
Besichtigung der Wohnung schon einen kleinen Bauch vorweisen konnte, hatten
wir das Glück, zu den Auserwählten zu gehören. Es gab zwar keine
Zentralheizung, aber in jedem Zimmer konnte man einen Ölofen hinstellen.Das
funktionierte ganz gut.Im Keller hatte jede Familie einen 200 Liter Öltank
stehen. So musste ich jeden Tag mit einer Ölkanne die Heizöfen auffüllen.Wenn
ein paar Tropfen daneben kamen, stank es fürchterlich.
Die Küchenmöbel hatte Peter selbst gebaut, Kühlschrank , Kochherd und eine
Eckbank mit Tisch kauften wir gebraucht.
Unsere 4 pfündige Tochter brachte mein Leben erst ganz schön durcheinander.
Da sie sehr klein und zart war, musste sie alle 2 Stunden gefüttert werden.
Nach 3-4 Monaten sah unsere Kleine schon recht wohlgenährt aus und wurde
auch zusehend ruhiger und zufriedener.
.Schon früh verblüffte sie durch gezielt gestellte intelligente Fragen. Das erweichte dann auch das Herz meines Vaters.
Eigentlich war er immer noch stocksauer auf uns.er sprach Peter auch immer noch mit Herrn S. an aber Julia wurde von allen geliebt, auch von
meinen 3 Brüdern, der jüngste damals erst 13.
Unterdessen wurde aus Herrn S, Herr Doktor S. Ich gratuliere ihnen zu ihrem
hochintelligenten Mann,das waren die Worte der 2 Doktorväter zu mir, als sie
auch mir gratulierten. Ich platzte fast vor Stolz.
Nun war der Weg frei für Peter eine Stelle in der Industrie anzunehmen. Jetzt
wollte er endlich ordentlich Moos machen. Sein Vater war als Arzt verbeamtet.
Das hiess damals viel Ehre und wenig Geld. Darum kam für ihn, obwohl er
Gelegenheit dazu gehabt hätte, eine Beamtenlaufbahn nicht in Frage. Vor der
Flucht ging es ihnen ja recht ordentlich.Aber nach dem Krieg, als Flüchtling
obendrein, war es jahrelang ein sehr hartes Leben.Geprägt von Hunger und viel
Häme.Bauernkinder in der Nähe von Plön, wo ihre erste Station im Westen war ,
in einem Gänsestall, lachten die dünnen Flüchtlingskinder, deren Schuhe
mit Zeitungspapier ausgestopft war ,immer aus.Sie führten vor wie viel Zucker
sie in den Kaffee tun, streckten die Hand voll Würfelzucker den hungernden
Kindern entgegen, um sie dann rechtzeitig zurück zu ziehen. Eines Tages
fesselten sie Peter, damals 10 Jahre alt an einen Baum und gaben ihm
Regenwürmer zu essen.
Er musste sie runterschlucken und brach dann zusammen.Es setzte noch ein paar Schläge , ja es war schon hart, damals in Plön.Wen es wie
meistens in den ersten Jahren nach dem Krieg mal wieder nichts zu essen gab,
klatschte die Mutter in die Hände, Peter und seine ältere Schwester mussten
dann im Wald und Feld nach was Essbarem ausschauhalten.Diese
;Hungerschule; führte dann aber dazu, dass Peter ausserordentliche gute
Kenntnisse über alles Essbare in der freien Natur besass.
Er gab dieses Wissen später auf jedem Spaziergang weiter an uns alle. Unsere
Kinder hat das dann oft sehr gelangweilt.
Durch Freunde von Peter bekam er seine erste Stelle in der freien Wirtschaft in
Colmar . Wir freuten uns ins Elsass zu ziehen, ich besonders,
konnte ich dann endlich mal wieder französisch sprechen. Ein schmuckes
Reihenhäuschen mit Blick auf die Weinreben war dann unser zu Hause.Der
Möbelfabrikant den ich von der Quarantänezeit her kannte verkaufte uns dann
die restlichen notwendigen Möbel, wie einen Wohnzimmerschrank,und ein
richtiges Schlafzimmer.Julia bekam ein grosses Bett und ein paar
Kindermöbel,alles in weissem Schleiflack. für die Küche hat es auch noch
gereicht, ein paar Unter-und Hängeschränke von Alno in weiss. Also es ging
aufwärts.
Die Zeit inColmar war eine unbeschwerte Zeit. Wir unternahmen viel,hatten
schnell einige Freunde und Julia lernte mit den einheimischen Kindern schnell
französisch. Das Kind war fasziniert von den vielen Weinbergschnecken und
legte sich stundenlang auf die Lauer um deren Schleimspur zu verfolgen.An
Regentagen spielten wir viel:Pack den Esel,malten und bastelten mit Mitbringsel
aus der Natur. Unser Auto war jetzt ein alter, grauer Mercedes Diesel Wir
nannten ihn den grauen Bomber.
Dieser machte so einen Krach ,da der Auspuff kaputt war.Wir hatten jetzt aber,
nach den Möbelkäufen kein Geld mehr für eine Reparatur. Die ganze
Nachbarschaft, alles Franzosen, versammelte sich allmorgendlich hinter ihren
Fensterscheiben,wenn Peter losfuhr.Die dachten jedes Mal eine Bombe hätte
eingeschlagen.Vor allem „ Napoleon“ unser direkter Nachbar.Er fiel nicht nur
durch eine verblüffende Ähnlichkeit mit besagtem Herrn auf, sondern auch
durch die Art und Weise wie er mit seiner grossen,dünnen,blassen und
rothaarigen Frau umging.Die ganze Konversation fand im Befehlston statt. Und
immer hatten beide ein Glas Rotwein in der Hand..Wenn er nach Hause kam
trug er stets ein Baguette in einem kleinen Rucksack auf seinem Rücken..
Leider dauerte die Elsass-Zeit nur 10 Monate, dann wurde Peter ins Stammhaus
nach Süddeutschland versetzt.
In Guggeswil bewohnten wir erst 2 Zimmer in einem Gasthof.Die 4 Zimmer
Neubauwohnung die wir mieteten, war noch nicht bezugsbereit. Da ich mit Julia
oft alleine war fand ich das ganz gut.Es war immer was los, und ich konnte
manchmal,wenn sehr viel zu tun war beim Kellnern helfen, und so einSackgeld
verdienen.Der Gasthof war umgeben von Bauernhäusern. Ich lernte wie man ein
Huhn schlachtet, und vergesse nie, wie das Huhn noch ohne Kopf
herumflatterte.Auch rupfen und ausnehmen haben mir die Bäuerinnen
beigebracht. So richtig geschmeckt hat dann aber das Huhn nicht mehr.
Julia spielte viel mit Katzen und Hunden,sie half beim Einsammel von Eiern
von glücklichen Hühnern.Sie war den ganzen Tag auf Entdeckungsreise.In
dieser Zeit wurde ich wieder schwanger. . 5 Monate vor der Geburt des Kindes
zogen wir in die neue Wohnug um. Die war noch komfortabler als das
Reihenhäuschen in Wissenbourg. Der Aufschwung wurde immer
sichtbarer.Bald konnten wir uns einen neuen nun namenlosen Peugeot leisten.
Svens Geburtstermin war schon 5 Tage überschritten.Meine Schwiegermutter,
die eigentlich einhüten wollte ,musste aber dringend zurück nach Kiel.So kam
es, dass ich als dann am 6. Tag die Wehen einsetzten, Julia gab ich schnell bei
Nachbarn ab ,mich ins Autos setzte und alleine ins Spital fuhr.. Dort
angekommen stürmte ich die Treppen hoch und rief nur, wo ist der Kreissaal?
Ungläubig schaute mich eine Nonne an, und meinte ,so lange sie noch lachen
können kann es nicht so eilig sein. Ich erklärte ihr, ,dass das mein 2.Kind sei
und es nicht mehr lange dauern würde. So kam es auch.Sven hatte es eilig.20
Minuten später war er da..Ich konnte es gar nicht fassen, dass es diesmal,obwohl
wir eigentlich vor 9 Monaten das gleiche machten, ein Bub war.Wir hatten
uns schon sehr auf ein Mädchen eingestellt und uns auch gefreut, war Julia doch
ein echter Goldschatz.
Peter war grade auf der Hannovermesse, aber pünktlich zu meiner Entlassung
stand er auf der Matte und holte mich und unseren Stammhalter ab. Bei
meiner Hinfahrt ins Spital schneite es.Bei der Fahrt nach Hause schien die
Sonne und die Wiesen blühten voller Löwenzahn.
Sven war ein echt pflegeleichtes Kind.Ich machte mich innerlich schon wieder
auf 4-5 Monate schlaflose Nächte bereit, aber es verlief diesmal viel ruhiger.
Nun hielten es meine Eltern in der Schweiz doch nicht mehr aus. Zum ersten
mal kamen sie zu uns zu Besuch. Vater fuhr unterdessen einen rosa Cadillac mit
weissen Lederpolstern,oberpeinlich,er befand sich wohl grade im 3.Frühling.
Das Auto war vollgepackt mit Lebensmitteln und Geschenken.Sie dachten
wohl, dass wir am Hungertuch nagen würden.
Meine Eltern staunten nicht schlecht, wie weit wir es in so kurzer Zeit auch
ohne ihre Hilfe gebracht haben In der Schweiz ging es damals meistens
ordentlich und geregelt zu.
Die Brauteltern kaufen die Aussteuer und der Ehemann geht arbeiten und sichert die Existenz. Ausserdem ist erben ganz wichtig.Ich glaube, ein echter
Schweizer spart nur um möglichst viel zu vererben. Richtig gelebt wird wohl
erst nach dem Tod.
Seit Svens Geburt begannen meine Eltern sich langsam zu gewöhnen, dass ihre
einzige Tochter nun halt mit einem DEUTSCHENverheiratet ist und 2 Kinder
hat und nicht am Hungertuch nagt. Sie waren sehr erstaunt zu welch kleinem
Wohlstand wir es in so kurzer Zeit auch ohne ihre Hilfe gebracht haben.Nun
hörten auch die Angebote meines Vaters auf, mir die Scheidung zu
finanzieren.Sven wurde zum Liebling meiner Eltern. Er verbrachte dann die
ersten 12 Jahre seines Lebens jeden Sommer 4-5 Wochen bei seinen Grosseltern
in der Schweiz. Nun konnte meine Mutter wieder ihre liebste Rolle übernehmen, früher als Mutter, jetzt als Grossmutter.
Dann kam die unerwartete Nachricht, dass Peters Firma, in der er zum
Prokuristen avanciert war vor dem Konkurs stand. Nun war er plötzlich
arbeitslos. Der tägliche Gang zum Briefkasten, eine Zusage einer neuen
Arbeitsstelle erhoffend, war meistens eine Absage.Doch dann hat es doch
geklappt und er hat in Rhein-Main-Gebiet eine sehr interessante Arbeitsstelle
in einem Forschungsinstitut gefunden.
Unterdessen bewohnten wir ein herrlich altem Haus, dass viel Charakter besass und einen grossen Garten.
Dann kam wie aus heiterem Himmel die Diagnose Krebs. Peter war so
erschüttert, dass er erstmal wutentbrannt das Ultraschallbild ,das die Diagnose
sichtbar bestätigte, mir auf meinen Schreibtisch knallte mit den Worten, hab ich
es nicht immer gesagt, mein Vater starb mit 57 Jahren an Krebs und jetzt bin
ich, mit 58 Jahren auch dran.
Nun war Kampf angesagt, kämpfen konnte er, dass hat er spätestens in seiner
Kindheit als Flüchtling im eigenen Land gelernt.Das Wort Flüchtling ist
übrigens bis heute bei älteren Einwohnern, immer noch fast ein Schimpfwort.
.Immer wieder hört man auch heute noch : die oder der sind Füchtlinge, auch
wenn diese Menschen schon über 60 Jahren hier leben, und viel zum
Anfangswohlstand beigetragen haben. Wie soll es den heutigen Migranten
besser gehen, wenn es die eigenen Landsleute schon so schwer hatten.??
Um den Kampf innerlich zu überstehen war eine radikale Änderung der
Lebensgewohnheiten angezeigt. So verkauften wir das Haus und zogen mit Sack
Und Pack in den sonnigen Süden. In die Wärme , da wo die Sonne fast immer
scheint, da wo es nach Lavendel , Rosmarin, Zitronen und Orangen duftet.
Umgeben von Olivenbäumen. Davon hatte Peter schon als Kind immer
geträumt.
ENDE